Die Fanny-Elßer-Gasse trägt jetzt bunt – ein halbes Jahr FreuRaum!

Immer wieder schütteln Gäste des FreuRaums den Kopf: „Kein Sessel passt zum anderen, und trotzdem ist das Ambiente so nett.“ Sie sitzen auf 50er-Jahre-Möbeln und zwischen Kunst und Kitsch. Sie nutzen den FreuRaum wie jedes andere Kaffeehaus, wie jedes andere Speiselokal. Eine Melange und eine Linzertorte, ein feines Essen vom Mittagsbuffet – ehschonwissen. Manche Gäste bleiben hängen: Bei einem Bildband aus dem Leihbücher-Regal, an einem Dazu-Setz-Tisch, in einer spontanen Singerei. Denn FreuRaum ist viel mehr als ehschonwissen.

Vor sechs Monaten haben 250 Menschen in der Fanny-Elsler-Gasse gefeiert. Eröffnung war. Sonnenschein. Häppchen und Biobier. Eine Musi. Vielleicht lag irgendetwas Pionieriges in der Luft.

FreuRaum ist als Genossenschaft organisiert (bis dato halten 112 Genossenschafter Anteile). Gemeinwohlorientiert. Ein bisschen sozialromantisch, ein bisschen verrückt. Aber auch ganz normal. Obfrau Anja Haider-Wallner: „Wer sich immer noch fragt, was wir sind, ist herzlich eingeladen. Wir beißen nicht! Für viele unserer Gäste ist der FreuRaum zum zweiten Wohnzimmer geworden. Manche finden sogar, es weht ein bisschen Großstadtluft in Eisenstadt, seit es uns gibt.“ Davon konnte sich dieser Tage auch der Bürgermeister der „Kleinsten Großstadt der Welt“, Thomas Steiner, überzeugen. Die Lotterbank im FreuRaum sieht übrigens der bei seinen Schwiegereltern ähnlich.

Im vergangenen halben Jahr haben mehrere 1000 vegetarische und/oder vegane Mittagessen aus vorwiegend biologischen und regionalen Zutaten die Küche verlassen, über 6000 Kaffees sind durch die ehrwürdige italienische Siebträgermaschine geronnen. Kilometer von Wolle wurden in der Strickrunde verarbeitet. Hoffnungslosen Staubsaugern wurde im Reparatur-Cafe neues Leben eingehaucht. Jungmütter mussten sich nicht genieren, wenn ihre Kinder ihre gute Kinderstube vergaßen und Wirbel machten. Und so mancher gelichteter Althippie seufzte leise: „Wie bei meiner Oma…“

Regionale Kooperationen werden groß geschrieben: die Bio-Vinothek kann sich sehen lassen, Handgemachtes und Gesundes wird in den FreuFächern verkauft. Und die feinen glutenfreien Kuchen und Schnitten von Evelynes Kucheneck werden von den Gästen gern zum Kaffee schnabuliert.

Zahlreiche Konzerte haben stattgefunden, manche intim, manche gesteckt voll. Es gab Vorträge, Bastelrunden, Seminare; Yogakurse frühmorgens oder frühabends, Nüsseknacken vorweihnachtlich, „Lausch und Plausch“ mit Literatur am Sonntag… Als vor kurzem Thomas Maurer zur Vorpremiere seines neuen Programms im FreuRaum gastierte, waren überhaupt alle da.

So soll es sein, so soll es weiter gehen: Das FreuRaum-Team nutzt den Weihnachtsurlaub nur teilweise zum Auf-der-faulen-Haut liegen. Allerhand wird nachjustiert und hergerichtet, viele Ideen spuken in den Köpfe herum. 2020 wird es ein Mal im Monat exklusive, mehrgängige Dinners geben, ein Mal in der Woche eine inklusive Gutenachtgeschichte, junge Literatur kommt, die alten Sessel werden endlich wie geplant auch verkauft und machen den neu gestrichenen Platz.

Auch im Küchen- und Serviceteam tut sich viel. FreuRaum schafft – in Zusammenarbeit mit dem AMS – für Menschen in herausfordernden Lebenssituationen (Migrationshintergrund, Langzeitarbeitslosigkeit etc.) Arbeitsplätze, die auf sechs Monate befristet sind. Die ersten Mitarbeiterinnen haben den FreuRaum bereits verlassen, alle haben einen anderen Job gefunden. Die neue Frauschaft ist beim Einarbeiten, begleitet und unterstützt von den alten Hasen in der Küche und vom Vorstand. Die fünf Mitglieder arbeiten unentgeltlich – und fast immer unverdrossen – und mit Unterstützung von ca. zwei Dutzend freiwilligen Helfern. Im FreuRaum werden sie brachialironisch „Freuwillige“ genannt: Von Veranstaltungsplanung bis Putzfetzenwaschen ist für jede Freude-Grundkonstitution etwas dabei…

Die nächsten Termine:

1., 8 Uhr, Eröffnung nach der Weihnachtspause, 15:00 Strick- uns Häkelrunde
8.1. 9 Uhr Co-Worken
1. 12 Uhr Gabis Dazu-Setz-Tisch, 16 Uhr, Reparatur-Cafe, 17 Uhr Aperitivo Buffet
10.1. 18 Uhr Treffen der Radlobby Burgenland und Infoabend Enkeltauglich Leben
12.1. 9:30 Yoga
13.1. 19 Uhr Yoga für die Seele

Bildcredits: Foto mit Bürgermeister: Michael Hamedl | FreuRaum Team: Birgit Machtinger